So, Emma, Gewicht auf's
Standbein verlagern!!
IM
GRAUBLAUEN TRAININGSANZUG DER MARKE
"FRÜHSPORT IN WANDLITZ" ÜBERPRÜFT FRIEDHELM
PÖTTER DIE KORREKTE GRUNDSTELLUNG FÜR DEN
WIRKUNGSVOLLEN ANGRIFF IN TEXTILABTEILUNGEN.
Augen
zur Bettwäsche, linken Ellbogen 'raus, Schulter
waagerecht!! Links 'raus - zack!...nicht so aus der Hüfte
kommen...jetzt die halbe Drehung...und gegenhalten...
ja nix...Stop!! Aus!!! Viel energischer decken,
Frau Görtemöller, nicht abdrängen lassen!
Herr
Pötter, Ihre Teilnehmerinnen sind ja durch die
tägliche Jagd nach Sonderangeboten ohnehin gut
austrainiert. Gibt's da überhaupt noch etwas zu
verbessern?
Ja,
Sie haben's ja selbst gerade bei der Frau Görtemöller
gesehen: Sie vernachlässigt noch zu sehr die
Defensivarbeit. Damit gibt sie anderen Kunden die
Möglichkeit, über die Schulter bzw. von links
vorbeizugreifen, und damit ist sie natürlich insbesondere
bei Kurzwaren und kleineren Haushaltsartikeln im
Nachteil. Aber sie hat auch ihre Stärken: Frau Gortemöller
kämpft in Rechtsauslage, das macht sie für den Gegner
unberechenbar, sie hat eine starke linke Greifhand, steht
eigentlich immer goldrichtig zum Regal, das können Sie
jetzt gerade wunderschön beobachten...
PÖTTER
SPENDET ANERKENNENDEN APPLAUS.
...jaaaa,
sehr hübsch, Frau GörtemöIler!!!
Ich
sehe hier rechts in der Halle das Training mit dem Sonderangebot - eine Dame, die einen
Slalomkurs durchläuft; um wen handelt es sich hier, Herr Pötter?
In diesem Bereich
trainieren wir die technischen
Fertigkeiten. Das ist unsere Frau Nöllken-Böckhoff, sie ist
eine Filigrantechnikerin. Hier schön zu sehen: Sie führt
den Artikel ganz dicht am Körper, ist schwer von der Ware
zu trennen; hat schon beim letzten Schlußverkauf die
Konkurrenz auf engstem Raum schwindelig gekauft.
Am Wühltisch und auf der Rolltreppe kann sie praktisch
alles, aber im Zweikampf fehlt ihr noch der letzte Biß,
nicht wahr, dieses unbedingte Habenwollen - sie ist mir
auch noch häufig zu produktverliebt, sucht nicht immer
den direkten Weg zur Kasse.
Wenn sie denn mal gerempelt wird, bleibt sie zu oft
stehen und reklamiert, anstatt energisch nachzusetzen.
Und dabei sag' ich ihr immer: Gerda, hör auf zu meckern.
Gekauft ist, wenn die
Kasse klingelt!
Wie
hat sich das Kaufverhalten denn in den letzten
7O Jahren lhrer Meinung nach verändert?
Nun,
der moderne Schlußverkauf ist immer schneller
geworden, man hat kaum noch die Möglichkeit, die Ware
über längere Zeit zu halten. Robustheit und Härte
bestimmen das Geschehen, und da haben wir hier mit der
Frau Gnöttgen eine Kundin aus der Oberliga - sie hat den
untrüglichen Schnäppchenriecher, geht auch mal dahin,
wo's wehtut - das können die Sanitärartikel sein, oder
auch schon mal die gefürchtete Sonderbox
"Frotteewaschlappen 5 Stück 85 Pfennig". Sie gibt keinen
Artikel verloren, geht dabei leider manchmal über die
Grenzen des Erlaubten...
...womit
wir beim Regelwerk wären; wo genau liegen
diese Grenzen?
Ja,
das ist dat Übliche: Kopf zu tief, Fuß zu hoch,
Aufstützen, Unterlaufen, Sperren ohne Ware, Angriff auf
das Personal im Kassenbereich, und dann ihre
gefürchtete Gnöttgen-Grätsche: Dafür kann's schon mal
Hausverbot geben. Sie war ja seit dem letzten
Sommerschlußverkauf gesperrt, danach lange verletzt,
aber sie findet zu alter Form zurück und bringt
mittlerweile wieder im Alleingang zwei große
Farbfernseher an die Kasse. Also, sie hat ihre Chance,
und ich habe ihr klipp und klar gesagt: Herta, die Mark
ist rund, und der Schlußverkauf dauert 14 Tage.
FRIEDHELM
PÖTTER WINKT FRAU GNÖTTGEN, DIE IN
EINER HALLENECKE DEHNÜBUNGEN MACHT, WIEDER
AUF DEN PARCOURS.
So,
Frieda, und jetzt komm' nochmal!! Rechts die Handtücher sehen... und die Socken mitnehmen
und steil auf die Kasse!!! Hopp hopp hopp hopp... |