Krawall

DER MECKERKASTEN DER HAUSMEISTERINNUNG
DIE ANTWORTEN vom 21.12.2000

Oberhölzel

Höselknecht Gnöttgen
Herr Oberhölzel, Herr Höselknecht und Herr Gnöttgen beantworten hier in exemplarischer Weise die wichtigsten Anfragen der Bürgerinnen und Bürger unserer kleinen Gemeinde.

 

Beitrag von Johannes Blöck und Guido Döcker:
Sehr geehrte Innungskollegen, liebe Freunde, ich wohne seit 1958 in der Nachbargemeinde Ölkerbruch und übe mit einem treuen Kollegen seit 31 Jahren den Beruf des Hausmeisters aus. Nun ist ja auch bei uns das Problem der Angst um BSE angewachsen. Seit dem Gesetzeserlass, dass kein Tiermehl mehr an Rinder verfüttert werden darf, ist es auch bei uns in der Gemeinde fast unerträglich geworden. Wo soll man denn jetzt als pflichtbewusster, hygieneliebender Verantwortungsträger mit den Viechern hin, die bei einem im Vorgarten rumkrauchen, um dort ihre Fäkalien zu verscharren, häää? Früher war es ja das Normalste auf der Welt - einfach die Mieze oder den streunenden Köter im Vorgarten mit 'ner leckeren Leberwurststulle angelockt und ab damit in den Schredder für Gartenabfälle (Bupps weg war'n se). In unserer ortsansässigen Rinderzucht hat man sich ja förmlich um diese qualitativ hochwertigen Pulver-Miezen bzw. - Köter gerissen. Nun ist es ja auch kein Wunder, wenn sich manche Züchter dem billigeren Hundemehl aus Osteuropa zuwenden, dass sogar teilweise mit zerschredderten Steuermarken, Flohbändern und Hundedeckchen gestreckt ist. Da muss man doch als Rind "meschugge" im Bregen werden. Ich möchte gar nicht erst die Situation erwähnen, die sich gerade jetzt um die Weihnachtszeit bietet. Wer war denn für die Familien da, wenn das, ach so liebe, knuddelige Weihnachtsgeschenk doch nach zwei Wochen lästig wurde, häää??? Wir Hausmeister mit unseren Gartenschreddern !! Nun schauen Sie sich doch mal den Rastplatz an der A7 bei Holmmoor oder das Tierheim in Stenkelfeld an!! Datt platzt ja aus allen Nähten. Nach dieser kurzen Problemschilderung nun auch schon meine Frage: Wo lassen Sie, meine Herren, datt Kruppzeug, das uns tagtäglich mit dem säurehaltigen Urin und Kot unseren Rasen verdürren lässt? Gibt es etwa eine Gesetzeslücke, der ich mir noch nicht bewusst bin?
Antwort von Herrn Oberhölzel:
Wenn ich Sie, werte Kollegen, richtig verstanden habe, geht es Ihnen um die unerzogenen, leinenlosen Köter und Miezen, die zu Hunderten unsere Straßen, Vorgärten und Terrassen bevölkern. Diese Zeitgenossen wollen Sie nun nicht mehr mit BSE-gefährdetem Rindfleisch in Form von Leberwurst füttern und dann dem Gartenschredder zuführen, da Sie sich nicht sicher sind, ob der Rinderzuchtverband Stenkelfeld Ihnen Ihr verseuchtes Schreddermehl noch abnimmt. Nun gut, das Stenkelfelder Gesetzbuch ist in diesem Fall unerbittlich: Wer Mehl aus Säugetieren, Vögeln, Reptilien oder Amphibien erstellt, ist laut § 798 Ziff. 4 dazu verpflichtet, dieses Mehl selbst auf seine Unbedenklichkeit hin zu testen, sprich, eine anständige Portion zu sich zu nehmen (z.B.: Unter das Labskaus rühren!). Bleibt dies unter notarieller Aufsicht ohne Folgen, kann das Mehl vertrieben werden. Die Entscheidung liegt also bei Ihnen. Gehen Sie das Risiko ein, wird das ein lukratives Geschäft für Sie, da der Bedarf an solch einem hochwertigen Mehl nach wie vor ungebrochen ist (z.B. in der Muschelzucht!).
Gehen Sie das Risiko nicht ein, bleibt Ihnen nur die herkömmliche Methode: Knüppel über'n Kopp, ab in den Sack und Versenken im Weiher.

 

Beitrag von Herrn Rauter:
Sehr geehrte Herren Hausmeister, ich weiß nicht, ob dies der richtige Ort ist, trotzdem habe ich die traurige Pflicht, Ihnen mitzuteilen, dass Anton Löberhölzel im seeligen Alter von 87 Jahren während des täglichen Streichens seines Gartenzaunes friedlich entschlafen ist. Sicher wird der eine oder andere von ihnen diesen Hausmeister von Treffen des Bundesverbandes der Hausmeisterinnungen her kennen. Anton Löbenhölzel war im süddeutschen Raum eine Hausmeisterlegende, wie keine andere. Sechsmaliger Gewinner des goldenen Kordhuts, Ehrenmitglied der Hausmeisterinnung Bayern, überhäuft mit Ehrungen im In- und Ausland, war er von 1946 - 1996 der geniale Hausmeister der Kurhalle von Bad Oberöchsel. Jeder der zur seiner Zeit dort gewesen ist, wird sich an den großen Mann erinnern, dessen brauner Kordhut stets über der Menge der Kurgäste schwebte und der mit Argusaugen jede Verfehlung der von ihm geschaffenen Hausordnung sofort entdeckte und im Keim erstickte. Kein Kurgast wagte es unter seinem Blick, sein Wasserglas gefüllt mit dem wunderbaren Heilwasser, das aus glitzernden von Anton Löberhölzel persönlich jeden Morgen polierten Wasserhähnen floss, auf einen der Fenstersimse in der Wandelhalle zu stellen. Jeder wusste, dass dies Wasserflecken gab. Dies war ihnen vom Meister persönlich bei dem Einführungsvortrag: "Das Benehmen in der Kurhalle oder wie finde ich Gnade unter den Augen des Hausmeisters" einer Pflichtveranstaltung, die man am ersten Tag zu hören hatte, beigebracht worden. 50 Jahre seines Lebens opferte er der Kurhalle, immer auf der Suche nach absoluter Perfektion, die es aber für ihn nicht zu geben schien, denn immer, wenn alles sauber war, glänzte, keine Tür quietschte und sämtliche 3261 Birnen der großen Kronleuchter zur Zurfriedenheit des Meisters leuchteten, betrat ein Gast die Halle und hinterließ mit jedem Schritt eine Spur des Unreinen auf den blank polierten Böden aus Marmor. 50 Jahre hat es gebraucht, bis Anton Löberhölzel jemanden fand, der sein Werk würdig weiterführen konnte. Den hohen Ansprüchen dieses Meisters der Hausmeister war fast keiner gewachsen und so hatte man sich in den letzten Jahren seiner Tätigkeit besorgt gefragt, wer dieses Werk fortführen würde. Wer würde die Erfahrung eines Ausbildungsfeldwebels haben, um mit Argusaugen auch das letzte Staubkorn zu finden, das eine Putzfrau übersehen hatte. Es war das große Glück seines Lebensabend, dass er den Nachfolger in seinem eigenen Sohn Xaver Löberhölzel fand, der das Werk des Vaters fortsetzen wird. Zu Ehren Anton Löbelhölzels wurde an der Stelle seines Gartenzaunes, an der der Meister seinen letzten Pinselstrich getan hatte, eine Messingplakette angeschraubt, die stündlich von seinem Sohn poliert wird. Lasst uns nun die Kordhüte abnehmen und seiner Gedenken.
Requiem von Gustav Gnöttgen:
Liebe Angehörige der Hausmeisterinnung Stenkelfeld,
Stehet auf, ziehet Eure Kordhüte und schließet Euch dem Gedenken an Anton Löberhölzel an. Ein Mann von unvergleichlicher Größe ist gegangen! Ein Hausmeister mit höchstem Verhaltenskodex, mit der Gabe, Ordnung und Sauberkeit walten zu lassen! Wir werden Ihn als Leitfigur nie vergessen und auch in Stenkelfeld einen offiziellen Gedenktag einführen. Anton Löberhölzel war für mich seit Anbeginn seiner Hausmeistertätigkeit ein treuer Freund und Ratgeber in schwerwiegenden Entscheidungen wie: Sollen die Vebotsschilder in Dunkelgrün mit weißen Versalien oder in Signalgelb mit schwarzer Blockschrift gedruckt werden? Er hat Kurhallen erst zu dem gemacht, was sie heute sind: Säle der Stille mit vereinzelten, vor Erfurcht erstarrten Greisen!
Anton, Du wirst auch in Zukunft Antrieb für unser Tun sein! Lasset uns alle nach Deiner Perfektion streben!
Hausmeister, rührt Euch und behaltet Anton Löberhölzel stets in Gedanken!

 

Beitrag von Herrn Tsauer:
Liebe Stenkelfelder! Suche dringend die Geschichte, in der ein Weihnachtsmarkt im Chaos endet.
Vielen Dank für Eure Mühe!
Antwort von Herrn Gnöttgen:
Wir sind hier zwar die Hausmeisterinnung und nicht das Kirchengemeindebüro, aber wir übernehmen gerne die Aufgabe, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass ab heute in der amtlichen Bekanntmachung am Rathaus ein Anschlag mit dem Titel "Christliche Weihnacht" hängt!
Nun ziehet hin zu diesem seligen Markte und werdet Zeugen eines historischen Schauspiels!
Direkt zur Christlichen Weihnacht!

 

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